Am vierten Tag der Damen Weltmeisterschaft in St. Gallen hat das deutsche Team spielfrei. Diese Gelegenheit nutzte Floorball Deutschland, um den Chefcoach Simon Brechbühler zu einem Interview zu bitten. Nach der Vorrunde erreichte die deutsche Mannschaft den dritten Tabellenplatz und spielt nun im nächsten Spiel gegen die Auswahl aus Russland.
Floorball.de: Hallo Simon, die Damenweltmeisterschaft in der Schweiz, direkt vor der Tür ist für dich fast wie eine Heim-WM. Wie fühlt sich das an?

Simon Brechbühler: Es ist ein tolles Gefühl, die WM ist gut organisiert und alle Wünsche unseres Teams werden erfüllt. Auch die Anzahl der Zuschauer finde ich bereits gut.
Floorball.de: Hast du bereits Feedback von anderen Trainerkollegen, etwa aus der Schweiz bekommen?
Simon Brechbühler: Es gab einige Reaktionen, besonders nach dem Spiel gegen Lettland. Die Reaktionen waren alle durchweg positiv. Es wird bemerkt, dass Deutschland attraktives und schnelles Floorball spielen kann und dass es schade ist, dass wir nicht gewonnen haben. Es wurde aber auch gesagt, dass wir zufrieden sein sollen mit unseren Leistungen. Und auch die Leute, die uns kennen, oder die mich kennen, haben mittlerweile ein bißchen Bezug zum deutschen Team hergestellt und verfolgen jetzt auch, wie sich das deutsche Team schlägt.
Floorball.de: Wie schätzt du persönlich die bisherige Leistung der Mannschaft ein?

Simon Brechbühler: Ich schätze die Leistung als gut ein. Die Resultate hatte ich so nicht erwartet, wobei es natürlich schwierig war, die Gegner vorab genau einzuschätzen. Aber allen voran die individuellen Erwartungen, die wir an die Spielerinnen gestellt haben, wurden erfüllt.
Floorball.de: Von welchen Spielerinnen bist du überrascht gewesen?
Simon Brechbühler: Ich denke, alle Spiele haben ihre Rollen gut erfüllt. Wir haben Führungsspielerinnen, wie Sandra Dirksen, Antje Schmidt oder Katja Timmel, die ihre Rolle angenommen haben und gerade gegen Australien haben sie ihre Leistungen gebracht. Daneben haben wir auch die Jungen, die als Ergänzung zur Seite stehen, und immer vollen Einsatz gebracht haben und voll da waren, wenn sie gebracht worden sind. Das gesamte Team hatten einen positiven Einstieg in das Turnier.
Floorball.de: Für die Spielerinnen, die in der Schweiz spielen, wäre sicherlich das Viertelfinale gegen die Schweizer Auswahl ein weiteres Highlight gewesen. War das das Ziel und kann man daher jetzt von einer Planänderung sprechen?
Simon Brechbühler: Für uns war es schwer, ein genaues Ziel vor der WM festzulegen. Ich denke, dass ein Sieg über Lettland sensationell gewesen wäre. Das hat leider knapp nicht geklappt. Von einer Planänderung würde ich aber nicht sprechen. Das Ziel jetzt ist der Einzug in das Spiel um Platz neun. Wir haben nun jeden Gegner gesehen und alle drei möglichen Kontrahenten sind in Reichweite.
Floorball.de: Jetzt geht es also um die Plätze neun bis dreizehn. Spiegeln diese Plätze die aktuelle Leistungsstärke der Mannschaft wieder?
Simon Brechbühler: Ich denke, der neunte Rang wäre okay. Heute habe ich mich zum ersten Mal über die Gruppenauslosung geärgert, weil mir heute zum ersten Mal bewusst wurde, dass eigentlich mehr drin gewesen wäre. Denn in den anderen Gruppen sind mit Polen oder Dänemark Mannschaften dabei, die wir beide schon geschlagen haben. Wir sind zwar nicht klar stärker als die Teams, aber da hätten wir besser mithalten können als gegen Lettland. Von daher denke ich, hätte im optimalen Fall vielleicht der siebte Rang möglich sein können, wäre eine bessere Gruppenkonstelation und das nötige Wettkampfglück da gewesen. Mit dem aktuellen Team müssen wir uns vor den Teams ab Rang sieben und schlechter nicht verstecken.
Floorball.de: Wie geht es nach der Weltmeisterschaft für die deutsche Damenauswahl weiter?
Simon Brechbühler: Für die Nationalmannschaft gibt es noch keine weiteren Pläne nach dieser Woche. Was allerdings im Hintergrund gelaufen ist, ist die Planung für die nächsten Camps im Februar und April. Da soll die Einführung von regionalen Auswahlen stattfinden. Die Trainerstäbe dafür sind teilweise bereits eingearbeitet und müssen zum Teil noch zusammengestellt werden. Man muss dann schauen, wie die aktuellen Nationalspielerinnen darin integriert werden können, ob sie erst mal eine Pause machen oder ob sie schon wieder mit ins Training einsteigen. Auf jeden Fall wird der nächste Zusammenzug der Nationalmannschaften oder Länderspiele der deutschen Damen nicht vor dem nächsten Sommer stattfinden.