Die Polish Open der Herren-Nationalmannschaft brachten zwiespältige Eindrücke hervor. Einer deutlichen Niederlage gegen Norwegen und einem Debakel gegen Finnland stand ein beeindruckend stilsicherer Sieg gegen Gastgeber Polen gegenüber. Bundestrainer Philippe Soutter äußert sich zu den Gründen.
Philippe Soutter, wie fällt Dein Rückblick auf das Wochenende in Polen aus?
Man kann hier nicht einfach auf das Wochenende an sich zurückblicken. Man muss die Ausgangslage kennen. Wir sind mit 18 Feldspielern angereist, davon sieben absoluten Neulingen und drei Spielern mit bisher höchstens einigen Teileinsätzen. Einerseits hatten sich einige Spieler des Stammkaders abgemeldet, die meisten aus nachvollziehbaren Gründen, andererseits wollten wir die vielversprechenden Talente des letzten „Neuspieler-Lehrgangs“ auch mal in einem Ernstkampf sehen. Aber leider haben es die Polen zustande gebracht, eine Gruppe mit den Weltnummern 2, 6 und 7, wir, spielen zu lassen und in der anderen Gruppe die Ränge 4, 9, 14 „auszulosen“. Die Polen hofften wohl, so die Slowaken schlagen zu können.
Finnland und Norwegen waren so dann eine deutlich Nummer zu hoch?
Es wurde mir in diesen Spielen, vor allem nach einer schlaflosen Nacht nach dem Debakel gegen Finnland, halt wieder bewusst, dass der Kern der Nationalmannschaft unterdessen schon ein erstaunlich hohes Niveau hat. Für Newcomer ist es so praktisch unmöglich, diesen Level zu erreichen. Dazu fehlt ihnen noch ein gewisses taktisches, automatisiertes Verständnis. Es ist gegen Top-Nationen unmöglich derart intensiv zu spielen und gleichzeitig auch noch darüber nachzudenken, das Richtige zu tun. Es war deshalb gegenüber den neuen Spielern eigentlich unfair, sie derart ins kalte Wasser zu schmeissen.

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Bundestrainer Philippe Soutter

Was wäre denn eine passende Vorbereitung?
Das was alle Nationen die der Weltrangliste vor und um uns tun. Dass wir die Möglichkeit hätten, einmal mehrtägige Camps durchzuführen, wo genau solche Elemente trainiert werden können. Aber das kann man vielen dieser Jungs nicht zumuten, sie können es sich zumeist schlicht nicht leisten, noch mehr Geld in den Sport zu investieren. Es sagen uns seit Jahren regelmässig Spieler ab, weil sie sich die Nationalmannschaft nicht leisten können. Oft finden wir eine Lösung, immer allerdings nicht, denn auch unsere Mittel sind extrem begrenzt. Ich habe schon die Kosten für Spieler an Lehrgängen privat übernommen. Ich würde wetten, wir sind in den Top-Ten die Nationalmannschaft mit dem geringsten Budget.
Zurück zu den Polish Open: wie fällt nun das sportliche Fazit wirklich aus?
Der klare Sieg gegen Polen war schliesslich das verdiente Happy-End für die Spieler. Wir hatten am Vortag ein zusätzliches Training und es spricht wirklich für das Talent und das Potential der Spieler, vor allem auch der Neuen, wie rasch sie in diesem Spiel ihre neuen Erfahrungen umsetzten. Das ist die positive Quintessenz dieses Abenteuers: wir haben nun eine deutlich grössere Kaderbreite. Einen derart deutlichen, kontrolliert und überlegen herausgespielten Sieg gegen Polen hätte ich nun nach den harten Tagen zuvor wirklich nicht erwartet. Denn die Polen sind alles andere als Nasenbohrer. Die haben eine gute Mannschaft und investieren im Hinblick auf die World Games 2017 viel in dieses Team. Ich hoffe wir kehren dann ebenfalls nach Wroclaw zurück.