Der EuroFloorball Cup-Gewinn ist der erste internationale Titelgewinn einer deutschen Club-Mannschaft. Wir sprachen mit Dr. Rolf Blanke, einem der Floorball-Väter in Deutschland und die treibende Kraft des UHC Weißenfels.
Dr. Rolf Blanke, nach zwölf nationalen Meistertiteln mit den Herren, ist der UHC Sparkasse Weißenfels nun EuroFloorball Cup-Sieger geworden. Was bedeutet dieser Erfolg für dich persönlich?
Für den UHC ist der EuroFloorball Cup 2016 der absolute Höhepunkt in unserer noch jungen Vereinsentwicklung. Es hat sich ein weiteres Mal gezeigt, dass unser Vereinsphilosophie und der eingeschlagene Weg, der getragen ist von einer intensiven Nachwuchsarbeit, sich bestätigt hat und in Form der genannten Erfolge widerspiegelt. Spielt doch ein Großteil unserer heutigen Leistungsträger bereits seit dem Vorschulalter in zusammen und sind nun wiederum die erstrebenswerten Vorbilder für unseren Nachwuchs.
Wer sind aus deiner Sicht die tragenden Säulen des EFC-Erfolgs im Verein, denn die Grundlage wurde sich nicht erst Anfang vergangener Woche gelegt?
Der UHC nimmt seit 2004 in gewisser Regelmäßigkeit an den Europapokalwettbewerben teil. Darüber hinaus hat der UHC, auch mit eigenen Leistungsträgern und Organisationsteams, zwei U19 Weltmeisterschaften ausgetragen und diesbezüglich einen umfangreichen Erfahrungsschatz. Fast traditionsgemäß ist es unserem Organisationsteam gelungen, mit ca.160 ehrenamtlichen Helfern/Volunteers beste Rahmenbedingungen für dieses IFF-Championat zu gewährleisten. Und nicht zuletzt haben sich unsere beiden Vertretungen in den letzten Jahren systematisch in ihrem Leistungsvermögen in jeder Hinsicht gesteigert.

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Sportlich habt ihr nun den Sprung in den Champions Cup geschafft. Was müsst ihr ändern, um die Teilnahme an dem Turnier der sechs stärksten Club-Teams Europas im kommenden Jahr bestmöglich vorzubereiten?
Zunächst wird es für uns erstrebenswert sein, das gezeigte Niveau sowohl unseres Damen- als auch unseres Herrenteams zu stabilisieren. Haben doch beide Mannschaften mit der Finalteilnahme in fünf Tagen vier bravouröse Spiele abgeliefert. Und EFC-Gewinner zu sein heißt noch lange nicht, sich im Championscup zu etablieren. Sollten wir mit unseren Herren diesen Schritt wagen, dann wird dies erneut ein erheblicher finanzieller Brocken, der nur mit dem Zutun aller Beteiligten zu bewältigen ist. Darüber hinaus müssen wir uns im klaren sein, dass ein Neuling bei der Creme dela Creme des internationalen Floorballsports viel Lehrgeld bezahlten wird.
Viel wichtiger erscheint mir die Notwendigkeit, dass die Spitzenclubs unter FD in der FBL das Leistungsniveau steigern müssen, um über hochkarätige Bundesligaspiele die Attraktivität zu steigern und so den deutschen Floorballsport Schritt für Schritt an das internationale Leistungsniveau heran führen. Die insbesondere von unserem anhaltinischen Landesverband und dem UHC seit langem geforderte Trainerqualifikation gilt es nun endlich in Angriff zu nehmen.
Inwiefern werden oder können aus deiner Sicht andere Floorballvereine in Deutschland von eurem Erfolg profitieren? Wie hast du in diesem Zusammenhang die Rolle vom TV Lilienthal und dem MFBC Grimma beim EFC gesehen?
Bereits seit April d.J., also noch in der laufenden Playoff-Periode war der interessierten Floorball-Öffentlichkeit bekannt, dass sich der UHC für den EFC bewerben wird. Obwohl dieser Vorbereitungszeitraum für ein derartiges Championat unbedingt erforderlich ist, wurden wir nicht nur hinter vorgehaltener Hand als überheblich und arrogant eingestuft. Selbst FD hatte mehr Skepsis als Zutrauen zum UHC und hat eine mittelfristige Einbeziehung des EFC in seine Gesamtentwicklung versäumt. Es wurde nicht einmal eine Art Notfallplan entwickelt, um die parallel stattfindenden FBL-Spiele unserer 1.Liga zu verlegen, damit wenigstens den mitteldeutschen Mannschaften nebst Schiris das EFC-Liveerlebnis ermöglicht worden wäre. Beispielsweise war nicht nur der schweizer IFF-Schiriobserver Adrian Kretz für jede Regelfrage ansprechbar.
Unabhängig davon waren und sind wir stets bemüht, einen wesentlichen Beitrag für die Gesamtentwicklung von FD zu leisten. Nicht nur zur FD-DV in Kassel sind alle Landesverbände zu diesem Championat eingeladen worden. Und mit der Schirmherrschaft vom Innenminister der Bundesrepublik Deutschland, Dr. Thomas de Maiziere, für den EuroFloorball Cup, muss, besser müsste, allen deutschen Floorballspielern, -vereinen und –landesverbänden klar geworden sein, dass von diesem sportpolitischen Akt alle Vereine unter dem Dach von Floorball Deutschland in einem bisher nicht gekannten Maße hätten profitieren können. Aber schauen wir uns doch den traurigen Zustand allein der Verlinkung mit der EFC-Homepage bei den Landesverbänden an. Oder die nahezu ausgebliebene Berichterstattung beim Floorballmagazin oder dem Floorballportal… .
Die Ergebnisse von TV Lilienthal und MFBC Grimma bestätigen, dass ihre Teilnahme berechtigt war und beide Vertretungen zum erfolgreichen Ergebnis des EFC beigetragen haben. Beim TVL ist auch eine klare Struktur in der Leistungsentwicklung zu erkennen und zu hoffen, dass die anderen FBL-Clubs diesen Weg mitgehen können. Der MFBC zahlte wie zum Teil auch das UHC-Damenteam Lehrgeld für die noch unzureichende Verbreitung und Entwicklung des Floorballsports im weiblichen Bereich. Auch hier muss noch mehr das Miteinander gesucht werden.
Offenkundig war, dass in der Stadthalle die meisten Zuschauer aus eurem direkten Umfeld kamen. Warum war die Resonanz aus deiner Sicht am EuroFloorball Cup bundesweit relativ gering und wie kann dies perspektivisch geändert werden, schließlich war das gesamte Turnier perfekter Anschauungsunterricht für Jugendspieler, Trainer und auch Schiedsrichter?
Nun kann jeder Verantwortungsträger im deutschen Floorball reflektieren, wie einerseits vor, während und nach dem EFC diese oben genannten und bisher einmaligen PR-Möglichkeiten genutzt und andererseits das Turnier als Anschauungsunterricht für die eigene Entwicklung in vielen Bereichen herangezogen wurde. Der UHC hat allen anwesenden Verantwortungsträgern beste Zugangsmöglichkeiten geboten. Wir sind uns sicher, dass alle Anwesenden ihr Kommen nicht bereuen mussten und mit vielen motivierenden Eindrücken und Ideen in ihren Vereinen wieder aufschlagen werden.
Der UHC seinerseits wird die nächsten Events, in Lilienthal den Stena Line Nationencup und in Dessau das Stena Line final4, entsprechend seiner Möglichkeiten und der während des EFC getroffenen Absprachen unterstützen. Der EFC hat wieder einmal gezeigt, dass wir nur gemeinsam den deutschen Floorballsport voran bringen können!
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