Die Coronakrise betrifft derzeit den ganzen Sport. Welch umfangreiche Auswirkungen die Einschränkungen für die Nationalmannschaft bedeuten, erklärt uns Bundestrainer Remo Hubacher in einem „long distance“ Interview.

Redaktion: Remo, wie geht es dir? Hast du und deine Familie die Krise bis jetzt gut überstanden?
Remo: Vielen Dank der Nachfrage. Mir geht es ganz gut. Wenn wir wirklich die Hochphase der Corona Pandemie schon durchhaben, ist es für meine Familie und mich ganz glimpflich verlaufen. Hoffen wir, dass eine zweite Welle ausbleibt.

Redaktion: Stand jetzt soll die Weltmeisterschaft im Dezember in Helsinki stattfinden. Erst im September erfolgt eine definitive Zu- oder Absage. Wie schwierig ist das für die Planung

Remo: Corona hat natürlich auch uns erstmal in eine „Schockstarre“ versetzt und jegliche Planung musste gestoppt werden. Erst durch die Aussagen der IFF und geänderte Storno Bedingungen der Hotels konnte die Planung dann doch fortgeführt werden. Stand jetzt haben wir Flug und Hotel gebucht. Einen groben Ablauf für die Gruppenphase erstellt und der IFF unsere gewünschten Trainingszeiten mitgeteilt. 

Redaktion: Denkst dudasdie WM stattfindet?

Remo: Ob die WM stattfindet, hängt meines Erachtens sehr stark davon ab, ob eine 2. Welle ausbleibt. Zudem ist es nur schwer vorstellbar, dass eine Floorball WM ohne Zuschauer finanziell tragbar ist. Grundsätzlich hoffe ich natürlich über einen positiven Verlauf und dass die WM dann auch wie geplant stattfinden kann.

Redaktion: Nach der gelungenen Qualifikation hätten noch Sichtungen und Trainingslager stattfinden sollen. Wie löst ihr das jetzt?

Remo: Nach der erfolgreichen WM Qualifikation planten wir ein Sichtungslager in Mellensee. Das war schon eine sehr aufreibende Zeit. Am 07. März war die Zusage für das Trainingslager da und am 12. März musste der Lehrgang leider wieder abgesagt werden. 

Wir haben jetzt vor kurzem eine Abfrage an sehr viele Spieler gestellt. Hierbei ging es erstmal darum, wer die Zeit für diese Kampagne unter diesen geänderten Bedingungen aufbringen kann. Viele Personen mussten ja während der Pandemie Zwangsurlaub nehmen, bevor es in die Kurzarbeit geht. Aktuell sind wir dabei, die Kosten zusammenzustellen und die Lehrgänge zu planen.  

Redaktion: Gerade die Sichtung von neuen Spielern ist schwierig zum jetzigen Zeitpunkt. Wie findet ihr eure Spieler?

Remo: Grundsätzlich kenne ich die deutsche Floorball Szene relativ gut und kann daher potentielle Spieler für die Nationalmannschaft direkt identifizieren. Zudem kommen auch immer wieder Emails von interessierten Spielern bei mir an. 

Redaktion: Auch für die Spieler ist es keine leichte Situation  eine abgebrochene Saison, lange Trainingspause und unterschiedliche Voraussetzungen zum Trainieren. Wie gehen die Spieler damit um?

Remo: Ich habe sehr viel positive Rückmeldungen der Spieler erhalten. Die meisten sind „Profi“ genug und haben sich während dieser Zeit fit gehalten. Um die Spieler während dieser schweren Zeit zu unterstützen, hat auch unser Physiotherapeut Michael Rothgeber ein spezielles Programm verteilt. 

Redaktion: Siehst du auch eine Chance in der Situation?

Remo: Für den Floorball Sport sehe ich nicht die gleich große Auswirkung der Pandemie wie auf die Wirtschaft. Allerdings sind ja doch auch einige neue Aspekte angeschoben worden. Bsp. Der Floorball Mag Podcast, die neue Liga Struktur in Deutschland, etc… Ich könnte mir vorstellen, dass die Menschheit offener geworden ist für Veränderungen.

Redaktion: Richten wir den Blick auf die Weltmeisterschaft: Wie siehst du eure Chancen?

Remo: Unsere Chancen sehe ich unverändert. Grundsätzlich haben -fast- alle Nationen mit den gleich schweren Rahmenbedingungen zu kämpfen. Natürlich wird uns Zeit fehlen. Das geht aber allen so. Von daher schätze ich unsere Chancen gleich ein, wie ohne Corona. Wir stehen aktuell auf dem 5. Platz der Weltrangliste. Diesen wollen wir selbstverständlich halten, um die bestmögliche Ausgangslage für die World Games erzielen zu können.