Unterstützung für Betroffene, Schutzmechanismen im Verband und personelle Konsequenzen

Liebe Spielerinnen, liebe Floorball-Community,

im Oktober 2023 haben wir über eine in der Schweiz gegen einen Floorball-Trainer wegen des Vorwurfs des Machtmissbrauchs verhängte zweijährige Sperre durch Swiss unihockey sowie unsere Bemühungen zur Aufarbeitung seiner Karriere bei Floorball Deutschland berichtet. Nach diversen Expert*innengesprächen (u.a. mit der Ethikkommission der IFF und diversen Ansprechstellen für Betroffene sexualisierter Gewalt) haben wir uns für einen dreigleisigen Weg entschieden, der Unterstützung für die Betroffenen durch ein wertschätzendes und professionelles Gesprächsangebot, personelle Konsequenzen, den Aufbau von Schutzmechanismen einschließlich Prävention sowie weitere Konsequenzen im deutschen Floorball, beinhaltet. Wir sind aufrichtig daran interessiert, die Versäumnisse der Vergangenheit aufzuarbeiten, und bitten für alle drei Maßnahmen um eure Unterstützung.

Die drei Maßnahmen finden parallel statt und haben eine hohe Wichtigkeit, ganz vorne muss jedoch die Unterstützung der Betroffenen stehen.

1. Unterstützung für Betroffene

Unser wichtigstes Anliegen ist es, Betroffenen und deren Fürsprecher*innen ein Gesprächsangebot zu unterbreiten, das nicht nur psychologische und rechtliche Beratung ermöglicht, sondern auch außerhalb von Floorball Deutschland die Möglichkeit bietet, offen über erlebte Grenzüberschreitungen zu sprechen. Dabei ist es unerheblich, ob eine Verletzung persönlicher Grenzen unmittelbar erlebt wurde oder eine Situation erst Jahre später als grenzüberschreitend wahrgenommen wird. Wesentlich ist dabei stets die persönliche Einschätzung, ob etwas als unangenehm und unpassend empfunden wird. Sollte es gravierende Fälle geben, ist das Angebot auch darauf ausgerichtet.

In Safe Sport, der unabhängigen Ansprechstelle für Betroffene sexualisierter, psychischer und physischer Gewalt im Sport, haben wir einen Verein gefunden, der den Betroffenen ein solches Gesprächsangebot unterbreiten kann. Die Gespräche werden von der Ansprechstelle grundsätzlich anonym und absolut vertraulich geführt. Auf ausdrücklichen Wunsch und mit der Einwilligung von Betroffenen können personenbezogene Daten an uns als Verband weitergegeben werden. Dies schließt beispielsweise auch konkrete Forderungen nach Handlungen des Verbands mit ein. Diese Informationen werden von uns mit größter Sorgfalt aufgenommen und können natürlich konkreten Einfluss auf den Aufbau verbandsinterner Präventions- und Schutzmaßnahmen (siehe dazu Punkt 3) sowie personelle Konsequenzen (siehe dazu Punkt 2) haben.

Wir möchten euch als Betroffene ermutigen, über eure Erfahrungen zu sprechen und auf diese Weise zu helfen, andere zu schützen und zu ermächtigen, grenzüberschreitende Erfahrungen zu erkennen und darauf aufmerksam zu machen. Gleichzeitig ist und bleibt das Gesprächsangebot natürlich freiwillig.

Wenn ihr direkt mit dem Verband ins Gespräch gehen wollt, stehen euch Leonie Buhl und Niklas Wangnet jederzeit mit den unten aufgeführten Kontaktdaten zur Verfügung.

Safe Sport e.V. – Wir stellen uns vor

Wir sind Ina (Psychologin) und Michaela (Juristin) mit fachlicher Expertise in der Betroffenenberatung. Unsere Beratung ist absolut vertraulich und anonym, wobei ihr auf Wunsch auch aus der Anonymität heraustreten könnt. In unserer Beratung bestärken wir eure Bedürfnisse und eure Forderungen. Bei Bedarf entwickeln wir gemeinsam mit euch Bewältigungsstrategien mit dem Fokus auf eure Selbstbestimmung und Selbstermächtigung. In der psychologischen Beratung geht es vor allem darum herauszufinden, was für euch emotional wichtig ist: Wie gehe ich mit Ängsten oder möglichen Konsequenzen, etwa im Falle der Meldung eines Vorfalles oder im Falle einer Anzeige, um? Im Fokus der rechtlichen Beratung steht die Einordnung von Situationen, insbesondere auch in Bezug auf rechtlich relevantes Verhalten und bestehende Rechte.

Wie erreicht ihr uns?

Ihr könnt uns über unsere kostenlose Hotline unter 0800 11 222 00 (Mo, Mi, Fr 10-12 Uhr und Do 15-17 Uhr) erreichen. Wenn ihr einen noch persönlicheren Zugang sucht, können wir euch auch Beratungen vor Ort in unserer Geschäftsstelle in Berlin oder per Videocall anbieten. Fällt es Euch ggf. leichter über eure Erfahrungen zu schreiben, könnt ihr uns auch auf unserer datensicheren Plattform oder via Safe Sport-App eine Mail oder eine Chat-Nachricht schicken. Wir bieten bis zu 10 Beratungseinheiten an – egal ob online oder offline. Noch mehr Infos findet ihr auf unserer Website.

2. Personelle Konsequenzen

Uns liegen Dokumente vor, die einen unprofessionellen und möglicherweise grenzverletzenden Umgang des Trainers sowohl mit Spielerinnen als auch mit Mitgliedern des Nationalstaffs aufzeigen. Diese Dokumente werden unter Leitung von Vizepräsidentin Leonie Buhl von einer Arbeitsgruppe innerhalb von Floorball Deutschland im Laufe des Frühjahrs ausgewertet und entsprechende personelle Konsequenzen abgeleitet. Dabei sind die rechtlichen Möglichkeiten im Blick zu behalten. Wenn ihr über weitere Informationen verfügt, die für die Klärung des Sachverhalts hilfreich sein könnten, meldet euch bitte bei l.buhl@floorball.de.

3. Schutzmechanismen und Prävention im Verband

Wir werden innerhalb des Verbands Konsequenzen ziehen, um sicherzustellen, dass solche Vorkommnisse nicht mehr eintreten und zumindest früh entdeckt und geahndet werden können. Dazu gehört unter anderem die spezifische Überarbeitung von Richtlinien und Verhaltensregeln, basierend auf den Erkenntnissen aus dem aktuellen Fall sowie weiterer Informationen von Expert*innen , die Festlegung von persönlichen und allgemeinen Grenzen in den Nationalteams und insgesamt im Umgang miteinander sowie die Entwicklung einer offenen und respektvollen Verbandskultur. Auf diese Weise streben wir an, die Grauzone zu verkleinern, sodass unsere Spieler*innen, aber auch alle anderen Akteur*innen, selbstbewusst mögliche Grenzüberschreitungen erkennen und kommunizieren können. Darüber hinaus werden Meldeketten eingerichtet und feste Ansprechpersonen benannt, wobei letztere sowohl innerhalb als auch außerhalb des Verbands angesiedelt sind.