Die Verwunderung war groß. Ein Mann fragte am Mittwoch mit französischem Akzent auf dem hinteren Parkplatz der Sporthalle Hamburg nach dem Weg zum Haupteingang. Franzosen bei der U19-Weltmeisterschaft? Die sind doch gar nicht dabei …

Pünktlich zum Topspiel des WM-Auftakttages, Schweden gegen die Schweiz (4:3), traf ein Bus mit 37 Jungen und Mädchen im Alter von 14 und 15 Jahre aus Frankreich ein. Die Schulgruppe aus dem nordfranzösischen Tourcoing, Nachbarstadt von Roubaix an der belgischen Grenze, rundete eine dreitägige Klassenfahrt nach Hamburg mit dem Besuch der U19-Weltmeisterschaft ab.
Der Grund: Geschichtslehrer Vincent Moyon (48) ist Floorballer. Sein Schwager hatte nach dessen Studium in Schweden den Sport mitgebracht. Seither ist Familie Moyon im Floorballfieber. Seine Frau und alle drei Kinder jagen dem Lochball hinterher. Und gehören damit zu den Pionieren. Gerade einmal 604 Spieler sind derzeit in 23 Clubs laut Angaben des Weltverbandes IFF in Frankreich offiziell lizenziert. Moyons Sohn Antoine gehört zur französischen Nationalmannschaft. Der Verteidiger, der morgen seinen 24. Geburtstag feiert, war bei der WM-Qualifikation 2012 in Münster dabei. Frankreich wurde Letzter.
“Eigentlich wollten wir im vergangenen Jahr eine Klassenfahrt nach Schweden, ins Mutterland des Floorballs unternehmen”, erklärt indes Kollege Patrick Blondel, der zusammen mit zwei weiteren Lehrerinnen, die Schüler betreut. “Als wir dann mitbekommen haben, dass die U19-WM in Hamburg stattfindet, haben Vincent und ich uns zusammengeschlossen und die Fahrt organisiert”, erzählt Blondel.
Der Deutschlehrer bemängelt, dass immer weniger Jugendliche diese Sprache lernen wollen und es deswegen schwer sei, Klassenfahrten hierher zu unternehmen. Nur 20 Kinder seien es derzeit, von denen zwölf mitkamen. “Erst in der Kombination mit dem Besuch der Floorball-Weltmeisterschaft war es uns möglich, nach Hamburg zu fahren”, so Blondel.
Denn die Schule bietet eine Floorball-AG an, in der momentan je zweimal 15 Kinder diesem Hobby nachgehen und nun mit nach Hamburg fuhren. Einige davon sind auch im ansässigen Verein, Nordiques FC. Und so kamen genügend Schüler für einen Ausflug nach Deutschland zusammen.
“Wir sind noch ganz am Anfang der Entwicklung”, erläutert Moyon. Sein Verein, der 2004 gegründet wurde, gehört derzeit zu den klassischen Fahrstuhlmannschaften der bestehenden ersten und zweiten Division. “Vor drei Jahren sind wir erstmals in die 1. Liga aufgestiegen, aber nach zwei Jahren ging es wieder runter”, so Moyon.
Vor einem Jahr war Nordiques FC Austräger nationalen Meisterschaften und 2010 organisierte man ein internationales Turnier. “Wir hatten in Hamburg viel Spaß. Die Kinder waren von den Spielen Schweden gegen Schweiz, Deutschland gegen Slowenien und der tollen WM-Atmosphäre sehr begeistert”, sagte Blondel abschließend.
Nordiques FC im Internet: http://nordiquesfloorballclub.wordpress.com/
Französischer Floorballverband: http://www.floorball.fr/