Es war eines der spektakulärsten Stena Line final4-Comebacks aller Zeiten. Die Floor Fighters Chemnitz schafften es in der ersten Halbfinalpartie gegen den haushohen Favoriten UHC Weißenfels, im letzten Drittel innerhalb von rund zehn Minuten einen 1:6-Rückstand wettzumachen. Dass sie dann nach 2:05 min in der Verlängerung durch Jarmo Eskelinen doch noch den K.o.-Schlag versetzt bekamen, änderte nichts daran, dass sie Geschichte geschrieben hatten. Zumal das 7:6 nicht unumstritten war. Marvin Rosenthal wurde in der Spielfeldmitte zu Boden gebracht, der Schiedsrichterpfiff blieb zum Entsetzen der Gastgeber in der Chemnitzer Hartmann-Halle aus, der Konter des Rekordmeisters und –pokalsiegers saß.
Dabei hatte es lange nicht nach einem derartigen Drama ausgesehen. Zwar lieferten die Hausherren trotz anstrengender Vorbereitungstage über weite Strecken eine finalrundenwürdige Leistung ab, doch an die Sensation dürften auf dem Spielfeld und unter den rund 900 Zuschauern die wenigsten geglaubt haben. Chemnitz setzte zunächst weitgehend auf nur zwei Reihen, ließ Weißenfels kommen, versuchte das Tempo aus der Partie zu nehmen und selbst Nadelstiche zu setzen. Das gelang eine Viertelstunde lang recht gut, ehe der UHC durch einen Schlenzer von Nationalspieler Sascha Herlt zur Führung traf und Harri Naumanen kurz darauf einen Konter zum 2:0 abschloss.
Das hinderte Chemnitz nicht daran, im zweiten Drittel eine Schippe draufzupacken. Ali Pekkala nagelte die Kugel nach einem Freistoß unters Gebälk des Weißenfelser Tores. Danach hatten die Hausherren gleich mehrere Ausgleichsgelegenheiten, während hinten Mikael Arooma immer wieder klasse parierte. Ausgerechnet ein Schwede – Niklas Nordh – beendete dann den finnischen Frühling der Floor Figthers mit dem 3:1.
Zu Beginn des letzten Durchgangs schienen die Messen gelesen, zumal Weißenfels nach einer Dreiviertelstunde mit 6:1 führte. Doch der Favorit und die Fans hatten die Rechnung ohne Chemnitz gemacht. Marvin Rosenthal sowie je zweimal Jussi Hoikkala und Felix Irrgang schossen dem Favoriten die Knie weich. Auch UHC-Kapitän Tim Böttcher hatte danach keine rechte Erklärung für diesen Einbruch. War es Kopfsache? „Keine Ahnung. Ich glaube aber nicht, dass wir in Gedanken schon beim Finale waren“, sagte der Angreifer, der sich das Siegerlächeln nach dem Krimi verkniff.
 
 
Text: Sven Frommhold
Foto: Sascha Reich
Spielprotokoll: Floor Fighters Chemnitz – UHC Weißenfels