Der Mannschaft sagte er es erst nach dem Happy-End. Simon Brechbühler bestritt am Dienstagnachmittag sein 100. Länderspiel in Funktion des Nationaltrainers der deutschen Frauenmannschaft.

Doch der Damen-Weltmeisterschaft in Neuchatel (Schweiz) musste Brechbühler bis zur Schlusssirene ausharren, ehe er über den 7:6-Sieg (3:1/2:4/2:1) im Playoff-Match gegen Singapur jubeln durfte. Erst 59 Sekunden vor dem Abpfiff erlöste Anna-Lena Best (Dümptener Füchse) mit dem Siegtreffer den Coach sowie die deutschen Fans von deren Leiden.

Siegtorschützin Anna-Lena Best. (Fotos: St. Thomé)

“Ich hatte es mir einfacher vorgestellt”, kommentierte Brechbühler den Spielverlauf, “bin aber mega glücklich, dass es gut ausgegangen ist.”

Über das hin und her musste er erstmal selbst den Kopf schütteln. “Wir liegen 3:1 vorne, wir liegen 5:3 vorne. Wir haben weitere gute Situationen und wir haben beim 5:3 noch einen geilen Abschluss. Aber”, ärgerte sich der Schweizer, “dann kommt dieser Anschlusstreffer von Singapur aus dem Nichts heraus.”

Simon Brechbühler stand zum 100. Mal bei einem Länderspiel der deutschen Damenauswahl als Chefcoach an der Bande. Foto: Fabrice Duc/abriceduc.ch)

Kritisch ergänzt Brechbühler: “Die Drei-Tore-Führung, das war unser großes Ziel. Das zu halten, ist uns heute leider nicht geglückt. Wir selbst müssten da einfach das nächste Tor machen.”

Deutschland entschied das erste Drittel für sich, ging dort in der 4. Minute in Führung – erzielt von Laura Hönicke nach Vorlage von Pauline Baumgarten (beide UHC Weißenfels).

Theresa Beppler-Alt vom TSV Tollwut Ebersgöns.

Doch schnell wurde klar: Singapur ist der (un)erwartete gleichwertige Gegner. Nur 25 Sekunden später gelang den Gruppensiegerinnen der Staffel D der Ausgleich.

Immerhin, Jessica Schulz (Hannover 96) brachte ihr Team nach wiederum nur 22 Sekunden erneut in Front und Baumgarten nutzte in der 15. Minute eine Vorlage von Andrea Gerdes (Weißenfels) zum 3:1-Pausenstand. Die IFF-Statistik weißt diese beiden Spielerinnen bei diesem Treffer umgekehrt aus. “Ich passe aber lieber, als selbst zu schießen”, betonte Gerdes.

Jessica Schulz (Hannover 96) zieht zum 2:1 ab.

Kurz vorher gab es sogar noch einen Videobeweis nach einem Torschuss von Singapur. Die Schiedsrichter entschieden hier auf Lattentreffer.

Beide Teams waren gerade erst wieder aus der Kabine gekommen, da verkürzte Singapur nach nur 17 Sekunden auf 2:3. Und nach weiteren fünf Minuten gelang den Asiatinnen der Ausgleich (26.).

Andrea Gerdes (Weißenfels) – Torschützin des 3:1.

Anna-Lena Best markierte dann mit ihrem zweiten Treffer das 4:3 (28./Assist: Theresa Beppler-Alt/TSV Tollwut Ebersgöns). Und Kisa Reck (Wyker TB) stellte nach erneuter Vorlage von Beppler-Alt das 5:3 her (31.).

Kisa Reck auf dem Weg zum 5:3-Zwischenstand.

Doch nach einem deutschen Eigentor (34.) – ein unglücklicher Abpraller von Ellen Kunigk – und einem weiteren Treffer von Singapur (40.) ging es mit 5:5 in die letzte Pause.

Im dritten Abschnitt sahen die offiziell vermeldeten 369 Zuschauer einen offenen Schlagabtausch. Zunächst mit dem Vorteil für Frauen aus Singapur: in 50. Minute drehten sie die Partie erstmals zu ihren Gunsten.

Elena Böttrich (re.) fightet um den Ball.

Die letzten zehn Minuten hätten dann nicht spannender sein können. Kisa Reck gelang mit einem Solo zu ihrem zweiten Treffer das 6:6 (52.). Der Lucky-Punch dann mit Anbruch der letzten Minute von Anna-Lena Best, die eine Vorlage von Kisa Reck einnetzte.

„Ich bin froh, dass ich dem Team zum Sieg verhelfen konnte”, sagte die ehemalige Hannoveranerin. “Ein besonderes Tor ist es für mich jetzt nicht. Hauptsache war, dass wir den Treffer machen”, betonte sie.

Der entscheidende Treffer zum 7:6.

STIMMEN ZUM SPIEL

Nancy Gatzsch kam auf 21 Paraden. Viermal rettete sie im ersten Drittel, siebenmal im zweiten und zehnmal im letzten Abschnitt.

Nancy Gatzsch, Torhüterin: “Was soll ich sagen. Wir wussten auf jeden Fall, das wird kein leichtes Spiel, auch wenn Singapur im Ranking hinter uns liegt. Uns war klar, dass es kämpferisch wird. Unsere Gegnerinnen waren willensstark, das hat man gesehen. Sie haben ja so einen Lauf gehabt. Aber zum Glück sind wir noch einmal reingekommen und haben alles gegeben. Ich selbst hatte in allen drei Dritteln gut zu tun, vom Gefühl her im letzten noch etwas mehr – was auf eine Art auch schön ist, wenn man so gefordert wird.

Kapitänin Alena Holst (li.).

Alena Holst (Kapitänin):Wir wussten vorher nicht, dass es Simons 100. Länderspiel ist. Das hat er uns erst nach dem Match gesagt. Und mit Absicht haben wir das sicher ganz bestimmt nicht so spannend gemacht. Dass er so zittern musste, tut uns auch etwas leid. Aber letztlich haben wir ja gewonnen – das zählt.

Theresa Beppler-Alt wurde nach der Partie als beste deutsche Spielerin des Matches ausgezeichnet.

Theresa Beppler-Alt (Best Player): “Erstmal bin ich ziemlich froh und total stolz auf uns alle, dass wir das Ding noch gewonnen haben. Ich kann gar nicht genau sagen, warum das nach dem 5:3 gekippt ist. Die Stimmung hat da etwas nachgelassen. Singapur hat dann einfach gespielt – mit vielen hohen, langen Bällen. Das können sie sehr gut. Aber danach haben wir es geschafft, uns noch einmal zu pushen, sind noch einmal zurückgekommem und haben das Ding in der letzten Minute zum Glück gedreht. Unser größtes Ziel war, dass wir in die Top-8 kommen. Das haben wir jetzt erreicht. Alles was jetzt kommt, ist Zugabe.

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