Die deutsche Herren-Nationalmannschaft hat sich erfolgreich für die Weltmeisterschaft 2020 qualifiziert.

Nach zwei stellenweise sehr mühsamen Vorrundensiegen gegen Österreich (7:0) und Frankreich (9:4) sowie einer Niederlage gegen Turnier-Gastgeber Lettland (1:6), machte sich das Team um Kapitän Tim Böttcher im entscheiden Match gegen Spanien (8:4) erneut selbst das Leben unnötig schwer.

Es war ein klassisches Missverständnis. Deutschland lag in der 18. Minute gegen Spanien bereits mit 4:0 in Führung, absolvierte gerade ein Überzahlspiel. Ein Spanier saß auf der Strafbank.

Kapitän Böttcher wollte nach einem spanischen Befreiungsschlag den nächsten Angriff in aller Ruhe aufbauen. Daher passte der Weißenfelser den Ball hinter dem eigenen Tor auf die linke Abwehrseite. Dahin, wo er seinen UHC-Teamkollegen Matthias Siede erwartet hatte. Doch der sicherte noch vor dem Tor ab, anstatt sich freizulaufen.

Der Spanier Anton Sjölund Jurado nutzte das seltene Abstimmungsproblem. Er rannte dem Ball hinterher, manövrierte sich dann geschickt durch die heran eilenden Böttcher und Siede, überraschte zu allem Überfluss auch noch Torhüter Mike Dietz in der kurzen Ecke.

Tim Böttcher

Die emotionsgeladenen Südeuropäer schienen längst geschlagen, zumal sie sich kurz vorher schon die zweite Zeitstrafe einhandelten. Doch mit 1:4 fand Spanien zurück ins Spiel und wurde für das klar favorisierte deutsche Team zu einem bis in die Schlussminuten unangenehmen Kontrahenten.

“Von Tim und mir war das ein Anfängerfehler, der uns so nicht passieren darf”, räumte Siede ein, der zwar wenig später auf 5:1 erhöhte, aber mit zusehen musste, wie die Spanier verbissen kämpften und Mitte des Schlussdrittels sogar bis auf 4:6 verkürzten.

Die Qualifikation für die Weltmeisterschaft wackelte in dieser Phase an der lettischen Ostseeküste. Zumindest ein wenig. Nicht wegen Siedes und Böttchers Anfängerfehler aus der 18. Minute, sondern wegen der fehlenden Coolness, die eine Spitzenmannschaft ausmacht.

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Dass es dafür noch nicht reicht, ist aber auch kein Wunder: Die deutsche Mannschaft hatte so wenig Vorbereitungszeit auf die WM-Qualifikation wie lange nicht mehr. Nach der erfolgreichen WM 2018 in Prag mit Platz sechs war über Monate nicht klar, wie es mit dem Trainergespann um Remo Hubacher weitergeht.

Über Monate hinweg gab es keine Trainingslager, keine Testspiele, keine Sichtung. Erst Ende September stand die Fortführung der Zusammenarbeit mit Coach Hubacher fest.

2020 WFCQ EUR3 - Spain v Germany

Der sagt: „Wir schauen nach vorn und wollen mit dem Team bis zur WM vernünftig arbeiten. Die Planung der Lehrgänge beginnt nun mit der erfolgreichen Qualifikation.“ Verlassen kann er sich dabei auf die Weißenfelser Achse, die in der vergangenen Woche in Lettland im Einsatz war.

Am Ende wurde Deutschland mit 8:4 seiner Favoritenrolle letztlich gerecht. Joel Wenning (3 Tore), Tino von Pritzbuer, Nils Hofferbert, Niklas Bröker, Erik Schuschwary und Siede erzielten die Treffer.

Großes Manko bei der Qualifikation: Die deutliche 1:6-Niederlage am Freitagabend von 1.900 Zuschauern gegen Gastgeber Lettland. Aber noch sind es mehr als zehn Monate bis zur Weltmeisterschaft. (Text: m.l. / Fotos: IFF)

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